THOMAS C. BREUER

Rottweil
Schriftsteller/ Kabarettist/ Moderator


Thomas C. Breuer
* 1952 in Eisenach,
lebt als freier Schriftsteller in Rottweil,
seit 1977 auch als Kabarettist unterwegs auf Kleinkunstbühnen
in Deutschland, in Nordamerika und in der Schweiz.
Über 2.000 Auftritte,
regelmässige Rundfunkarbeit für WDR, SWR und DRS,
ab und zu TV.

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Blues-Louis für Thomas C. Breuer

„Was übrig bleibt, ist nicht immer die schlimmste Hinterlassenschaft.“ (Ken Bruen, Jack Taylor fliegt raus. Zürich 2010, 5. Aufl. S. 39)

„Der Blues ist das, was wir in ihn hineingeheimnissen. Was wir in ihm suchen. Daher ist er unergründlich. Aber nicht (mehr) an eine Hautfarbe gebunden.“ (Karl Bruckmaier, Edelstahlblau, in: Süddeutsche Zeitung, 17.10.2008, S. 12)


„Blues ist, wo Du ihn findest.“ (Siegfried Schmidt-Joos, Programmheft Lahnsteiner BF 2010, S. 22)

„Blue Notes hatte ich schon auf dem Zeugnis“, schreibt er. Und so dichtet er: „Die Bahn kann mir keinen Unmut bereiten / Ich hänge mein Herz nicht an Abfahrzeiten.“ (Keine üble Nachrede mehr, nicht die Rede von den vier Hauptfeinden der Deutschen Bahn: Frühling, Sommer, Herbst und Winter.) Man kann das doch auch mal so sehen: „Das Stehen auf freier Strecke verschafft kontemplative Momente – andere gehen dafür ins Kloster, für teuer Geld.“ Dieser Bahnfahrer also, Schriftsteller, Kabarettist, Blues-Kenner und -Kritiker, Blues-Liebhaber und -Hasser Thomas C. Breuer wird jetzt mit dem Blues-Louis ausgezeichnet. Zu Recht, denn er war das Beste, was dem Festival zwischen 1995 und 2010 passieren konnte.
Thomas C. Breuer ist der Chuck Berry unter den deutschen Literaten – und der Wilhelm Busch unter den Bluesern: da ist Musik drin.


Und viel Humor in seinen diversen Schattierungen. Das äußert sich insbesondere in der literarisch kabarettistischen Arbeit des 1952 in Eisenach geborenen,in Bad Ems und Koblenz aufgewachsenen, in Heidelberg und Rottweil gereiften Satirikers.In mehr als zwei Dutzend Büchern, Romanen, Krimis, Reiseskizzen und Musikessays hat TCB gezeigt, dass der Blues nicht nur in Clarksdale oder Avalon/Mississippi blüht, sondern überall.


Besonders gern schlägt er – „zwischen Remagen und Saumagen“, speziell im „Kleinen Jammertal hinter Braubach“ – auf rheinlandpfälzischem Boden Wurzeln: „Blues, klar, war Notwehr in einer fremden hostilen Welt“, notiert er 2007 in seinem Memoiren-Ersatz Hitze in Dosen: „So richtig wild war ich nie. Bloß weil ich meine Blockflöte angezündet hatte, war ich noch lange kein Hendrix. Hat der Blues erst einmal von dir Besitz ergriffen, musst du dir um seinen Fortbestand keine Sorgen mehr machen. Er ist erwachsen und quasi ein Selbstläufer, selbst wenn er einem grausam auf die Nüsse geht. Im autobiografisch gefärbten Roman Sekt in der Wasserleitung von 1996 schildert er sich und seine subkulturellen Kumpels in den wilden 60er und den etwas milderen 70er Jahren: Trinkfest waren sie, weltoffen und erstaunlicherweise ziemlich keusch, notgedrungen. Als Mitarbeiter des Koblenzer Produzenten Siggi Christmann kannten sie allerdings amerikanische Blueskünstler höchstpersönlich und aus nächster Nähe. TCB ist z.B. 1971 als Tourneebegleiter von Blind Gary Davis und Earl Hooker zehn Tage lang durch Westeuropa gereist. Daran konnte man sich schon hochziehen. Andererseite dieses Rumhängen und Durchhängen: „Wäre Selbstmitleid damals bezahlt worden, wir hätten Koblenz als Millionäre verlassenÂ…

Koblenz ist ein guter Ort für den Blues, obwohl es eine sturzbiedere Beamtenstadt mit faden Fassaden und nur wenig Industrie ist. Mittelrhein, Mittelgebirge und mittel auch der Rest. Das Braunschweig des Südwestens. Penibel. Sicher, deprimiert hätten wir auch anderswo sein können, aber es hatte uns nun mal hierher verschlagenÂ… Eins muss man der Stadt lassen: sie hat wenigstens nie den Anspruch erhoben, rätselhaft zu sein.“
Geht es eigentlich noch viel tiefer? Aber gern! Direkt vom bekannten Städtchen Kalau aus startet TCB zu einer Tour durch rheinland-pfälzische Orte, die schon allein an ihren Blues-getränkten Namen schwer zu tragen haben: „Hassloch, Leidenborn, Heuchelheim, Mackenrodt. Schuld an der Ahr (muss katholisch sein). Bruchmühlbach-MiesauÂ… die WeinstraßeÂ… ohne Zweifel Daun in der Eifel – IÂ’m daun, IÂ’m really really daun…“ Überhaupt die Eifel. Man muss, sagt Robert Gernhardt, den Kalau-Trip bis zum Geht-nicht-mehr durchziehen. Also zieht Thomas C. Breuer so aus der Hüfte: „James Brown war auf dem Flugplatz in Spangdahlem in der Südeifel stationiert, als er seinen wohl größten Hit komponierte: Eifel Good!“ (Rheinland Falls, Abenteuer-Expedition durch das wilde Rheinland-Pfalz 2006).Genauso locker geht der fast zwei Meter große Blues-Preisträger mit dem Screaming Long Tom um, also mit sich selbst. „Ich war nicht sonderlich begabt, was sich an der Mundharmonika am besten verheimlichen ließ. Vielleicht vermasselte mir das aber meine Chancen bei den Frauen, denn dieses Instrument mögen nur die Männer. Selbst Hunde kriegen Ohrenschmerzen davonÂ… Und ein Mundharmonikaspieler sieht auf der Bühne einfach Scheiße aus. Blues an sich ist eine Domäne der Männer, weil Blues vom Verlust handelt und Männer glauben, das Gefühl von Verlust, nebenbei einem hervorragenden Nährboden für alkoholische Exzesse aller Art, gepachtet zu haben... Über meinen Gesang schweigen wir besser, aber immerhin sang ich oft eigene Texte. Ich bin garantiert vielen Leuten auf die Nerven gegangen. Penetranz und Chuzpe sind für eine Bühnenkarriere unabdingbar…“ Allein für dieses Bekenntnis aus Sekt in der Wasserleitung hätte er sich seinen Preis verdient. Die folgende Szene allerdings wäre auch durchaus preiswürdig, Thomas will sie als Sekt-Nachtrag verstanden wissen, nachzulesen in Stadt-Land-Blues (2000). Da zitiert eine Flugbegleiterin einen Fluggast (natürlich Musiker) mit den Worten: „Ich möchte keinesfalls am Gang sitzen. Ich bestehe auf einem Fensterplatz, ich brauche frische Luft!“

Bei seinem jüngsten, 2011 veröffentlichten Werk spielt TCB schon im Titel mit dem alten Hit eines Bluesmannes: Manalishi oder: Der Dicke kommt zum Abendbrot. Das bezieht sich natürlich auf das Stück „The Green Manalishi” von Peter Green und Fleetwood Mac, klar auch, dass es die Hitparade anführt, die Breuer (im Windschatten des verehrten HRDJ Hanns Verres) für sich persönlich erstellt. Im Mittelpunkt des autobiografisch geprägten Romans stehen die frühen 70er Jahre und das tägliche Klein-Klein im Kultur-Kampf daheim und in der Schule. Unter Kultur darf man hier, um einen großen Sohn der Stadt Koblenz, den Berliner Soziologen Wolf Lepenies zu zitieren, „ein Sinnsystem verstehen, das Menschen gemeinsam und auch gegeneinander produzieren.”

Selbstverständlich gibt es auch diesmal wieder erfreuliche Frechheiten: „Der Emser Pulsschlag ist der einer Kurstadt, also nahezu komatös. Dessous kauft man hier, wenn überhaupt, im Sanitätshaus.”

Thomas C. Breuer ist viel zu gescheit und neugierig, um sich seinen Magen mit zu viel Blues zu verderben. Seine Schlüsselkonzerte: „Die Big Beats aus Nassau im Saalbau Heusser-Flöck in Bad Ems (etwa 1971). Memphis Slim in Koblenz (1973). Sonny Terry & Brownie McGhee in Koblenz (1974). Dr. Hook & the Medicine Show in Freiburg (etwa 1975).“ Das wird schnell offener: John Renbourn, Julian Dawson, Pat Metheny, Bruce Cockburn, Joni Mitchell, Peter Rowan, David Grisman. Last but not least: Lyle Lovett – den texanischen Country-Swinger hat TCB 1997 in Seattle erlebt und im Sommer 2011, noch genauso begeistert, in Zürich.
Er ist Eklektiker, wie wir alle. Taj Mahal mag er sehr. Und Eric Clapton? „Eric Clapton ist kein Blues, sondern Armani in der Kunst, eine Gitarre zu spielen.“ Egal, ob es darum geht, den Blues zu h a b e n, oder, gewiss ein Unterschied, den Blues zu s p i e l e n – bei Thomas C. Breuer fällt einem auf, dass er sich vor allem auf die existentiellen, um nicht zu sagen die existentialistischen Seiten des Blues bezieht und so gut wie gar nicht auf die Party- und feel good-Qualitäten des großen Blauen. „Let The Good Time Roll“ – spielt so etwas überhaupt eine Rolle für ihn? „Null Rolle!“, erklärte er mir dieser Tage am Telefon: „Ich bin überhaupt kein Party-Typ. Und wenn schon mal Party, dann kein Blues, sondern Salsa.“ Und wenn doch schon mal Blues, dann Country.
Vielleicht hängt so etwas ja mit den eigenen musikalischen Erfahrungen aus der Vorzeit zusammen, Stadthallen vergessen nie!


Am 22. Februar 1974 ist Thomas zum ersten Mal hier in der Lahnsteiner guten Stube aufgetreten, als Singer, Songwriter und erbarmungsloser Mundharmonika- Spieler in dem berüchtigten Duo Quetschwaltz Ramblers. Bis heute hat er weltweit 2700 Auftritte absolviert – „als Allesmögliche: Kabarettist, Vorleser, Geburtstagsund Hochzeitsredner, Autor und Sprecher im Radio oder, naja, Sänger.“ Und auch als heller und schneller Sprach-Zocker. Wir verdanken ihm Wortschöpfungen wie: Pharmadies, Darmflorist, Melancholeriker und, für die Praxisräume eines Psychiaters, Couchingzone. Oder auch Gefühlshaushaltshilfe – klingt jedenfalls schöner als Gefühlshaushalts-Geh-Hilfe. Einmal hat er kurz vor der Festivaleröffnung auf die Schnelle noch einen neuen und farbenfrohen Gruß erfunden: How blue you do? Das wurde später zu einem Festivalmotto. Von 1995 bis 2010 hat TCB die Internationalen Lahnsteiner Bluesfestivals über die Stadthallenbühne gebracht: ein immer gut vorbereiteter Standup-Ansager.


Wie in seinen Büchern findet man auch in seinen Moderationen Spuren von „Weltschmerz & Groteske“ (Christian Pfarr), Morgen & Grauen, Blues & Blödsinn. Er sorgt mit windelweichem oder knüppeldickem Witz, mit Aktion & Information, mit Spontaneität & Routine für Rasanz & Ruhe, Spannung & Entspannung – das ideale Blues-Paar also.
TCB steht für Beständigkeit, eine gleichbleibende Verlässlichkeit, die sich auch darin zeigt, dass er immer wieder aufs Neue für Überraschungen gut ist, serr gudd! So gut, dass Ulrich Olshausen von der FAZ in seiner Festivalkritik des Jahres 2000 die intellektuellen Qualitäten dieses „sarkastisch geschliffenen Moderators“ gefeiert hat. Unser Preisträger brachte – wie sollte es anders sein – seine überschäumende Freude über den Louis so zum Ausdruck: „Früher waren wir auch mit weniger unzufrieden.“ Chapeau! Ehe sich Herz und Schmerz allzu laut schluchzend in die Arme fallen, sei hier ein letztes Mal noch der Rückgriff auf einen bewährten Endreim gestattet:

Der Blues-Louis geht heuer – an Thomas C. Breuer.

SHOWS
Datum Veranstaltungsort Link Galerie Link zu externen Informationen
29.10.1994 Lahnstein, Stadthalle
21.10.1995 Lahnstein, Stadthalle
26.10.1996 Lahnstein, Stadthalle
04.10.1997 Lahnstein, Stadthalle
10.10.1998 Lahnstein, Stadthalle
02.10.1999 Lahnstein, Stadthalle
30.09.2000 Lahnstein, Stadthalle
28.09.2002 Lahnstein, Stadthalle
27.09.2003 Lahnstein, Stadthalle
02.10.2004 Lahnstein, Stadthalle
24.09.2005 Lahnstein, Stadthalle
22.09.2006 Lahnstein, Stadthalle
22.09.2007 Lahnstein, Stadthalle
01.10.2007 Lahnstein, JuKz Lahnstein, WilhelmstraÃźe
27.09.2008 Lahnstein, Stadthalle
27.09.2014 Lahnstein, Stadthalle Lahnstein

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