KLAUS DOLDINGER


Der blaue Klaus

Doldinger und Blues? Aber hallo!
Mal abgesehen davon, dass jede Art von Jazz und fast jede Art von Rock/Pop „irgendwie“ mit Blues zu tun hat, ohne, dass das per se schon preiswürdig wäre: Klaus Doldinger war, ob willentlich oder nicht, seit den frühen 60er-Jahren der deutsche Jazzer mit den stärksten Blues Roots – nicht nur als Instrumentalist, sondern auch aufgrund seiner musikalischen Grundausrichtung.
Denn während die übrigen Vertreter des Modern Jazz in Deutschland zu dieser Zeit mehrheitlich (und wohl überwiegend erleichtert) den relativ Blues-fernen Stilistiken wie Cool- und Westcoast-Jazz huldigten, wo weder emotionale Intensität noch Dreck unter den Nägeln gefragt waren, sondern vielmehr Sophistication und hochkulturelle Abgeklärtheit, wandte sich Doldinger zusammen mit seinem von Jimmy Smith infizierten Hammond-Organisten Ingfried Hoffmann dem Hard Bop zu, und hier wiederum der damals als Soul- oder Funk-Jazz bekannten Spielweise, die vor Blues und Gospel und Kraft kaum laufen konnte. Hier stand nicht Lee Konitz, sondern Cannonball Adderley in der Garküche des Soulfood-Restaurants, und in der Piano-Bar klimperte nicht George Shearing, sondern Herbie Hancock. Und das Klaus Doldinger Quartett war sozusagen der deutsche Botschafter dieses gleichermaßen tiefblauen wie populären Jazzstils, den man hierzulande sonst vielleicht kaum wahrgenommen hätte.
Bei den spektakulären Jubilee-Tourneen in der ersten Hälfte der 70er-Jahre kombinierte Doldinger seine Rockjazz-Formation „Passport“ mit illustren Gästen vom Rande oder sogar außerhalb des Jazzbereichs: der Vater des Brit-Blues, Alexis Korner, war ebenso mit von der Partie wie die Chicago-Ikone Buddy Guy, der zu dieser Zeit in Deutschland fast nur Insidern bekannt war – was sich durch die prominente Zusammenarbeit mit Doldinger nachhaltig änderte. Bleibt zu erwähnen, dass zwei weitere namhafte Vertreter des britischen Blues, der Organist Brian Auger und der Schlagzeuger Pete York, bei den Jubilee-Konzerten mitwirkten, außerdem der Sänger und Keyboarder Les McCann, ein Pionier des elektrischen RhythmÂ’nÂ’Blues – lauter Bluesniks, die durch Doldingers Engagement ihr „Zielgruppensegment“ erweitern konnten.
Auch später haben Doldinger und Passport immer wieder mit ausgewiesenen Blues-Spezialisten zusammengespielt, etwa auf dem Montreux-Jazzfestival mit der legendären Etta James, oder auf dem Album „Blues Roots“ mit Johnny Copeland.
All das zusammengenommen ist eigentlich schon mehr Referenz, als selbst die Blues-Polizei von einem in der Popjazz-Schublade festgetackerten Musiker erwarten kann, zumal in Deutschland. Aber Doldinger, der konstant Unberechenbare, geht noch einen Schritt weiter und nähert sich mit seinem aktuellen Projekt „Passport to Morocco“ auch geografisch der Region an, aus der der Blues nach aktuellem musikethnologischem (und auch sonst logischem) Wissensstand herkommt: nämlich der südwestlichen Sahara.
Wenn also Klaus Doldinger in nächster Zeit einen Abstecher in die Savannen von Mali machen sollte, steht uns möglicherweise wieder einmal ein blaues Wunder ins Haus...

(Text: Christian Pfarr)

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Datum Veranstaltungsort Link Galerie Link zu externen Informationen
28.10.1989 Lahnstein, Stadthalle
22.09.2006 Lahnstein, Stadthalle

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