Prof. GüNTHER KIESER

Offenbach
Professor fĂĽr Design


Konzertplakate sind Gebrauchsgegenstände. Wer spielt wo, in welcher Halle und wann. Papier, Schrift, Farbe, ein Motiv. Meist eilig zusammen gebastelt, in den seltensten Fällen von typographischer Eleganz. Für ein paar Tage, ein paar Wochen kündigen sie ein Ereignis an. Hundert- und tausendfach. An Litfass-Säulen, Plakatwänden, zugekleisterten Bauzäunen. Spätestens am Konzerttag haben sie ausgedient, verblassen, verschmutzen, zerreißen. Sie werden vergessen, überklebt für das nächste Konzert, einen anderen Künstler.

Die Plakate von Günther Kieser haben die Konzerte und Festivals, ja sogar viele der Künstler, für die sie auf den Straßen und Gehwegen warben, um Jahrzehnte überlebt. Es sind grafische Meisterwerke, die die Musik bildhaft übersetzen, die visuelle Leitbilder entwerfen, weil sie, ebenso wie die Musiker, die Emotionen der Betrachter direkt ansprechen.

Jimi Hendrix Experience, 26.01.69, Festhalle Frankfurt. Dieses Plakat Günther Kiesers gehört zu seinen bekanntesten, gilt für viele als „Ikone der Popkultur“. Es zeigt ein Kopfporträt des Gitarrenvirtuosen, aus dessen Haaren unzählige Kabel, Schalter und Regler wachsen. Tagelang hatte sich Kieser HendrixÂ’ Musik angehört, jeden Moment dieses einzigartigen und für die damalige Zeit wegweisenden Sounds erforscht, ehe er seine Ideen zu Papier brachte. Musik und Plakatkunst, hier ergänzen und durchdringen sie sich, laden sich gegenseitig auf. Ein nahezu perfektes Poster, das zugleich das Lebensgefühl einer bestimmten Zeit zum Ausdruck bringt und diese wiederum ästhetisch beeinflusst.

Anfang der 50er Jahre hatte Günther Kieser, 1930 in Kronberg/Taunus geboren, Horst Lippmann kennengelernt. Er wurde bald zum Hausgrafiker der erfolgreichen Produktionsfirma und Konzertagentur L+R. Fritz Rau sagt heute: Kieser ist das Pluszeichen, das „+“ zwischen Lippmann + Rau.

Furore machten bereits in den 60er-Jahren seine fantasievollen Entwürfe für die legendären „American Folk&Blues“-Festivals. Internationales Renommé erlangte Kieser vor allem in den 70ern mit seinen Rockplakaten. Frank Zappas „Mother Of Invention“ als psychedelischer Wanderzirkus, die „Grateful Dead“ als großer Voodoo, John Mayall als der zum knochigen Baum gewordene Stammvater des modernen Blues und natürlich Hendrix, der Kopf des psychodelischen Blues Plakate für Filme, Theater und Oper, für Hörfunk und Fernsehen, Ausstellungen und Museen, nicht zu vergessen Bücher und Plattencover folgten. Über viele Jahre hinweg prägte Günther Kieser das visuelle Bild der „Berliner Jazztage“ ebenso wie des Frankfurter „Jazz Festivals“, indem er eine ungewöhnliche Dreidimensionalität in der Plakatgestaltung einsetzte, räumliche Motive arrangierte, modellierte und collagierte, um sie mittels Fotografie in Szene zu setzen. Unvergessen seine Saxophone, Tuben und Trompeten, die er so lange bog, schnitt und neu zusammensetzte, bis sie selbst zu Phantasiegebilden, zu Kunst wurden.

Jetzt spätestens zählte Kieser zu den avanciertesten und prominentesten Grafikern international, mit Ausstellungen und Auszeichnungen weltweit, vertreten in den bedeutendsten Sammlungen mit zum Beispiel dem Museum of Modern Art New York. 1981 wurde der „Gebrauchsgrafiker“ als Professor an die Bergische Universität der Gesamthochschule Wuppertal für visuelle Kommunikation berufen. Hier lehrte er Plakatentwerfen als „eine Frage des Respekts vor dem Menschen im öffentlichen Raum“, der einen Anspruch darauf habe, ein „ästhetisches, gut informatives Plakat“ zu sehen. Plakate, die bis heute ihren Preis haben, auf Börsen und im Internet hoch gehandelt, aber eben auch oft von Schwarzdruckern illegal kopiert werden. Darüber ärgert sich der 77-jährige Günther Kieser, der heute in Offenbach und auf Mallorca lebt. Aber es macht ihn auch „ein wenig stolz“.

Die Laudatio hält Reinhard Lorenz vom Internationalen Jazz- und Blues-Archiv in Eisenach. Lorenz ist auch Initiator der 2006 gegründeten Lippmann + Rau Stiftung.



Günther Kieser:

Plakate sind Bilder, die einen festen Auftrag haben, die in verschiedensten Diensten stehen, den Sinn und Wert der zu vermittelnden Thematik visualisieren. Gute Plakate sind Plakate, die sich anspruchsvoller Bildgestaltung nicht entziehen, sich aus der Tradition der Bildkunst erneuern und eindrucksvoll an die Menschen wenden.


Fritz Rau:

Günther Kieser ist für den Blues eminent wichtig – genau wie er für die Entfaltung des Jazz, des Flamenco, des Rock und anderer Künste in Europa sehr wichtig ist. Die American Folk Blues Festivals von 1962 – 1982 wären ohne Kiesers Mitarbeit einfach undenkbar. Er hat ihnen ein Gesicht gegeben, denn viele Künstler waren ja damals eher unbekannt.

Von Kieser habe ich gelernt, dass ein Plakat bereits zum ersten Stück des Konzertes gehört, als ein Musik-Vorspiel, ein Präludium. Dieses visuelle Präludium ist ein Teil des Gesamtkunstwerkes. Kieser hat Werke geschaffen, die eine Galerie der Straße begründeten – an den Litfass-Säulen hing Kunst, DIN A NULL !

In den mittleren 50er Jahren kam es häufig vor, dass konservative Konzertveranstalter sich weigerten, Kieser-Plakate aufzuhängen. Wir hätten ihn also feuern müssen. Stattdessen haben wir solche Konzertveranstalter gefeuert und uns Gleichgesinnte gesucht. Wir haben alles getan, was wir uns eigentlich gar nicht leisten konnten – das galt auch für die American Folk Blues Festivals.

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